Politiker
„Papa, ich will Politiker werden!“ - wenn irgendwann ein Kind zu mir diesen Satz sagen sollte, bin ich ganz klar suizidgefährdet.
Wenn ich so zurückblicke welche Charaktere aus meinem Jahrgang in die Politik gegangen sind, wird mir so einiges klar.
Zu meiner Schulzeit wahren Scout-Ranzen toll. Die Teile waren so uncool und wirkten an den schmalen Kindern so grotesk riesig. Man konnte daran die Deppen erkennen. Die bei denen sich die Mama durchgesetzt hatte: Der ist total geräumig und hat jede Menge Reflektoren für die Sicherheit.
Montag bis Mittwoch der graue und Donnerstag bis Samstag der braune Pullunder. Die Mama hat Ihn jeden Abend rausgelegt. Mit der Cordhose.
Die Typen, die in der achten Klasse vom Scout-Ranzen zum Aktenkoffer wechselten. Ab der Zehn einen Schlips und ein Sakko trugen. Und polierte Lederschuhe.
Die den Lehrern die Tasche trugen, die nie einen Klassenbucheintrag riskiert hätten. Die immer pünktlich waren, die immer die Hausaufgaben gemacht hatten, die ordentlich schrieben, deren Tasche ordenlich aufgeräumt war. Die Schulsprecher werden wollten.
Denen der Papa zum Abitur mit mitleidig resigniertem Lächeln einen Gutschein für den Extraservice im Puff schenkte, damit sie bei der Bundeswehr wenigstens irgendwas erzählen konnten.
Die Zeitsoldat werden wollten. Weil es praktisch war, man versorgt wurde und es keine Kriege mehr gab. Damals…
Sie waren nie wild, nie pubertär, nie besoffen - immer nett, ordentlich und sauber. Omas Liebling. Aus dem wird mal was.
Heute haben sie Ämter, Posten und stellen was dar. Die Turnbeutelvergesser von damals, die auf dem Schulhof verarscht wurden - zu recht wie ich meine.
Und mir wird eins ganz klar: Früher konnten sie sich nicht wehren, heute schlagen sie zurück!