Dummzweiflung
Ich habe ein großes Problem. Dummheit löst bei mir Verzweiflung aus. Nicht nur meine eigene Dummheit, wenn ich mich dabei erwische, nein, auch die der Anderen. Das war bei mir schon immer so. Schon als Kind. Eine Lebensaufgabe damit klar zu kommen.
Einige Jahrzehnte konnte ich mich damit einigermaßen arrangieren. Nun aber wächst dieses Problem beständig in den letzten Jahren. Und zwar mit dramatischer Geschwindigkeit. Obwohl immer mehr Wissen immer leichter zur Verfügung steht, scheint die Menschheit mit rasender Geschwindigkeit völlig zu verblöden. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war Zeit meines Lebens davon ausgegangen, das sich die Lage zum guten entwickeln würde. Auch glaubte ich, das die informationstechnische Vernetzung der Menschen dazu führen würde, das zumindest Bildung sich ausbreitet. Wobei Bildung keineswegs mit Intelligenz gleichzusetzen ist, jedoch aber durchaus geeignet die schlimmsten Auswüchse der Dummheit zu verhindern oder zumindest abzumildern. Das dachte, nein das glaubte ich wirklich.
Die Dummheit ist seit ihrer Entstehung ein ständiger Begleiter der Menschheit. Im Grunde genommen ist sie weder gut noch böse, sie ist einfach da. So wie die Sonne jeden Tag aufgeht.
Viele Jahre, sogar Jahrzehnte lebte ich in dem Glauben, dass Bildung der Schlüssel sei, diesem Dilemma zu entkommen. Diesem ewigen Kreislauf aus Aufbau und Zerstörung. Diesem Kreislauf, der das menschliche Selbstverständnis als Krone der Schöpfung doch eher fragwürdig erscheinen lässt.
Immer wieder gab es Hochkulturen auf diesem Planeten. Und immer wieder sind sie zerfallen. Wir leben in dem Glauben, dass unsere Kultur natürlich die schlauste sei, die es jemals gab. Dabei sehen wir gerade zu, wie wir uns selbst vernichten. Und das nicht erst seit ein paar Jahren. Im Ansatz war das schon vor 30 Jahren zu erkennen, wo diese Reise hingeht.
Ich hatte lange Zeit die Hoffnung, dass wir diesen Kampf gegen uns selbst vielleicht doch gewinnen könnten. Aber das war unbegründet. Sozialromantik könnte man das nennen. Ähnlich haltlos wie ein Rosamunde Pilcher Roman.
Nun bewegen wir uns in einer Zeit, da der Verfall dramatische Formen annimmt, aus dem Schatten heraus tritt und seine hässliche Fratze zeigt. Wir haben als Gesellschaft einfach zu lange geschlafen. Uns selbstgefällig im Wohlstand gesuhlt, und vieles einfach geschehen lassen, gegen das wir uns besser gewehrt hätten. Es gab immer wieder Zeiten und reichlich Gründe, sich zu wehren. Aber wir haben es geschehen lassen. Immer und immer wieder.